Es ist lange her, dass ich einen Artikel auf diesem Blog geschrieben habe - zweieinhalb Jahre, um genau zu sein. Ich habe zwar mehrere Hörbücher und Podcasts veröffentlicht, aber einen Artikel, wie den zuletzt geschriebenen 'der lange Atem' gab es auf sgtrumpel.de schon lange nicht mehr. Hiermit möchte ich kurz erklären, warum das so war und womit ich meine Zeit verbracht habe.
Pandemie und andere Krisen
Tatsächlich hat meine 'Schreibfäule' mit der Pandemie begonnen. In der Anfangszeit, als Corona gerade erst seine Welttournée angetreten hatte, habe ich mehr konsumiert als produziert. Sprich, ich habe viel gelesen, da ich ehrlich gesagt zu den Themen Pandemie und Coronavirus — außer meinen persönlichen Ängsten und Erlebnissen — wenig beitragen konnte. Ich wurde von den aktuellen Geschehnissen überwältigt, vielleicht auch in gewisser Weise gelähmt. Ich habe kaum den Informationsfluß, der auf mich einprasselte, verarbeiten, geschweige denn einen sinnvollen Beitrag zu dem Thema verfassen können. In den Podcasts habe ich ein wenig darüber gesprochen, aber schnell festgestellt, dass sich der Gehalt von meinen Überlegungen in Grenzen hält, einfach weil ich zu wenig über das Thema weiß.
Also habe ich beschlossen, einfach mal den Mund zu halten. Tut ja auch mal gut — nicht nur mir, sondern auch meinen Mitmenschen. Umso ärger ist mir allerdings bald darauf aufgefallen, wie viele Menschen trotz einer offensichtlichen und fast schmerzhaft zu Tage tretenden Unwissenheit kaum eine Chance auslassen, um ihren Senf hinzuzugeben — dabei geht es allem Anschein nach eher darum, sich möglichst oft und laut bemerkbar zu machen, als besonders gehaltvoll.
lauter, LAUTER, LLLAAAUUUTTERRR!
Unsere Welt der sozialen Medien und des Internets ist eine Welt des Lauten geworden. Wer lauter schreit, hat recht, wer ständig online ist, trumpft diejenigen aus, die offline sind, wer zehn Posts auf unterschiedlichen Platformen absetzt ist präsenter als jemand, der nur einen Kommentar schreibt. Von überall prasseln auf einen als Information getarnte Meinungen ein, es ist ein fließender Wechsel zwischen Fakten, Befindlichkeiten, Meinungsmache und politischer Propaganda. Twitter mutet inzwischen an wie ein Zwitter aus Kummerkasten, bei dem die eigene Blase für Streicheleinheiten sorgt, und einem Beschwerdeformular, das an die gesamte Welt gerichtet ist. Auch hier gilt, wer lauter, entrüsteter, betroffener ist, bekommt mehr Aufmerksamkeit. Gegenargumente werden geblockt, geschasst, gebranntmarkt.
Und wir sind von einer Krise zur nächsten gestolpert: Pandemie, Klimakrise, Ukrainekrieg. Missinformation und Propaganda finden sich auf allen sozialen Platformen, und leider scheint auch ein journalistisches Selbstverständnis um sich zu greifen, bei dem nicht eine neutrale Berichterstattung, sondern eine meinungsmachende Darbringung von Gegebenheiten relevant ist. In einer vernetzten Welt, in der jeder mit jedem verbunden ist, scheint ein konstruktiver Dialog schwieriger geworden zu sein.
Auf zu neuen Ufern
Ich habe mich also ein wenig nach innen gewandt. Gut für die Seele. Schlecht für die Followerschaft auf den Sozialen Medien. Denn mit den zwei neuen Projekten, die ich mir vorgenommen hatte, ist es noch schwerer geworden, Euch mitzunehmen und Euch regelmäßig Updates zu bringen. Das Problem zum Beispiel beim Romanschreiben ist, dass man viel Zeit vor dem Rechner verbringt und während dieser Zeit kaum etwas als Preview oder Appetit-Häppchen posten kann.
Ja, der Roman ist eines der beiden Projekte — und der ist inzwischen fertig geschrieben. Normalerweise würde ich jetzt selbst das Cover-Artwrk erstellen und die Typo setzen, das ganze in den Druck geben und als eBook veröffentlichen. Doch das wird nicht passieren.
Die gute Nachricht: ich habe das Interesse eines (großen) Verlages wecken können, der mich für insgesamt zwei (!) Romane unter Vertrag genommen hat. Das ist für mich ein riesiger Schritt in Richtung Professionalisierung meiner kreativen Arbeit, bedeutet aber — und das ist die schlechte Nachricht —, dass die Veröffentlichung noch dauern wird. Verlage richten sich nach Messen und Quartalen und Katalogen, alles wird lange im Voraus geplant. Allein die Vertragsverhandlungen haben Monate gedauert. Insofern muss ich Euch da noch um etwas Geduld bitten.
Die Fabelbaum-App
Besser ist die Lage bei Projekt Nummer 2, das ich parallel dazu erarbeitet habe und das ebenfalls während der Produktionsphase wenig Möglichkeit zum Teilen bot: Ich habe eine Fabelbaum-Web-App programmiert! Es ist eine verbesserte Version der Alendia-App, die nicht nur alle Fabelbaum-Projekte in einer Art Indie-Hörbuch-Netflix zusammenführt, sondern auch die Werke von anderen leidenschaftlichen Hörspiel-Autoren. Zudem gibt es technische Neuerungen wie das Abspeichern einer Abspielposition, Kapitelauswahl, Favoriten und anderes.
Das Ziel ist es, ein zentrales Hub für meine und andere Indie-Hörbücher und -Hörspiele zu erschaffen, auf dem sowohl kostenlose als auch kostenpflichtige Werke vertrieben werden können. Und abgesehen von der Programmierung, die (zumindest für mich) eine Herausforderung darstellt, sind auch Dinge wie AGB- oder Datenschutztexte zu erstellen, Verträge zu formulieren, Domains einzurichten, etc.
Ich freue mich aber, hiermit bekanntgeben zu können, dass ich mich in Bezug auf die App inzwischen auf der Zielgeraden befinde. In den nächsten Tagen werde ich sie veröffentlichen. Ihr seht also, ich war trotz der Funkstille fleißig — das ist zumindest etwas, auf das ihr Euch auch in diesen unsicheren und merkwürdigen Zeiten verlassen könnt :D
Wie ist es Euch in der Zwischenzeit ergangen? Wie seid ihr mit Corona zurechtgekommen? Und wie erlebt ihr die anderen aktuellen Krisen?