der nostalgische Pixel
von Manuel Schmitt // 29.07.2023 20:12 // 0

Die Arbeit an meinem Roman hat mich auf eine nostalgische Reise in meine Gaming-Vergangenheit geschickt. Ein paar Gedanken zu den Wurzeln meiner Videospiel-Affinität, passend zum Release meines Debutromans GODMODE.

GODMODE - der Videospielprophet ist ein fantastischer Gaming-Roman und ab dem 1.8.2023 überall erhältlich. Godmode - der Videospiel-Prophet - Gaming Roman

Lesung der ersten vier Kapitel auf YouTube: Link

Verlagsseite zum Roman: Link

Zu kaufen bei Amazon, genialokal, Thalia, Hugendubel

Am Anfang stand ... gar kein Pixel

Wenn ich zurückdenke, welche Videospiele ich als erstes wahrgenommen habe, dann muss ich feststellen, dass Pixel gar kein Teil davon waren. Und nein, ich spreche nicht von Vektor-Arcade-Maschinen (so alt bin ich dann doch noch nicht!), sondern ich meine kleine LCD-Spiele. Die passten gut in Schulranzen und wurden gerne mal auf dem Pausenhof herumgereicht, von billigen Plastik-Teilen in kreischenden Farben zu aufklappbaren Luxusvarianten mit Gummibuttons und zwei Bildschirmen.

Die Grafik bestand allerdings nicht aus einem Pixelraster wie bei einem Gameboy, sondern jedes Element auf dem Bildschirm war ein sogenanntes LCD-Segment, das nur zwei Zustände hatte: an und aus. In Sachen Design und technischer Umsetzung waren diese kleinen Geräte durchaus beeindruckend. Durch clevere Reihungen entstand die Illusion von Animation und Gameplay. Zumindest reichte es vollkommen aus, um meine Aufmerksamkeit vollends auf sich zu ziehen.

Spacejam LCD Handheld

Das LCD-Spiel zu Spacejam, mit allen LCD-Segmenten aktiviert. Ingame wurden immer nur einige wenige der Segmente aktiviert, um den Eindruck einer steuerbaren Spielfigur zu erwirken.

Ich erinnere mich vor allem an ein Spiel, das mir ein Schulfreund übers Wochenende ausgeliehen hat, in dem ein Schwertkämpfer Monster bekämpfen musste. Das Spiel hatte eine amorphe Form, wie eine Art Schlagring, und die Buttons waren auf der Innenseite der Ringe, in die man drei seiner Finger stecken musste. Einige dieser LCD-Apparate werden heute hoch gehandelt.

die Faszination am Pixel

Natürlich dauerte es nicht lange, und ich kam in den Genuss eines 160x144 Pixel großen Gameboy-Bildschirms (Super Mario), dann eines 512x448 großen SNES (Double Dragon) und schließlich eines PCs. Ich erinnere mich gut an SummerGames, die von Floppydisk (!) geladen wurden, dann etwas später an Worms, an Blackthorne, an Warcraft, an Doom.

Wenn man sich diese Spiele heute ansieht, dann scheinen die Pixel übergroß, klobig, kleine Klötzchen, die im wahrsten Sinne des Wortes hin und hergeschoben werden. Während ich an dem Roman schrieb und einige der alten Spiele in Form von Videos oder Screenshots Revue passieren ließ, habe ich festgestellt, dass ich die Spiele anders in Erinnerung habe. Eleganter.

Worms Videospiel DOS

Das erste aller Worms-Spiele, das es für eine ganze Reihe von Plattformen gab. Ich habe es auf DOS gespielt.

Die passende Technik

Das lag natürlich zum einen an der Technik. VHS-Kasseten sehen auf heutigen Fernsehern nicht so gut aus wie auf den damaligen PAL-Röhrengeräten. Die Pixel der Kassette und das Raster des Endgeräts waren aufeinander abgestimmt. Wenn man heute einen alten SNES-Titel auf einem modernen HD-Bildschirm anschaut, dann muss die Grafik zwangsweise hochskaliert werden. Es gibt in der Emulator-Szene ganze Abhandlungen darüber, wie man am besten diese alten Spiele skaliert, welche Shader dabei helfen können, den Eindruck von früher am besten wiederherzustellen.

Tatsächlich hat die Handheld-Szene in den letzten Jahren dank einiger Hardwarehersteller, die es mit den Urheberrechten der ROMS (Bezeichnung für ein digitales Spiele-Archiv aus der Konsolen-Ära) alter Systeme nicht allzugenau nehmen, einige Fortschritte gemacht. Ich muss gestehen, dass ich mir eines dieser neueren Handhelds bestellt und während der Arbeit an meinem Roman unter anderem Super Mario Bros durchgespielt habe. Natürlich zu Recherchezwecken.

Der nostalgische Pixel

Doch was ist es, dass mich so nostalgisch an diese alten Spiele zurückdenken lässt? Warum gibt es Webseiten, Foren, Bücher, die sich mit den alten 8-Bit und 16-Bit-Spielen beschäftigen? Warum gibt es inzwischen eine Unmenge von neuen Hardwaregeräten, die darauf spezialisert sind, die alten Arcade- und Konsolenspiele zu emulieren? Warum sind Pixelgames immer noch so beliebt, obwohl die Grafikkarten heute wesentlich höhere Auflösungen berechnen können?

Ich glaube, zum einen existiert ein nostalgischer Effekt, der vor allem bei denjenigen greift, die eine Kindheitserinnerung mit den Spielen verbinden. Ein Videogame zu spielen (und vielleicht auch zu gewinnen!) ist ein Maß an Kontrolle, das man als Kind sonst vielleicht eher selten erlebt. Auf Knopfdruck passiert das, was man möchte. Wenn ich in einem Worms-Match den Gegner mit einem gut gezielten Bazooka-Schuss ins Jenseits befördere, ist das Bestätigung, Befriedigung, Euphorie. Und dabei ist es egal, ob der kleine Wurm aus 40 Pixeln oder aus 400 besteht.

Zum anderen ist der Pixel eine Projektionsfläche. Zumindest in der 8-Bit und 16-Bit-Ära. Ein Pixel in einem hochaufgelösten Bild ist kaum mehr als eigenständiger Punkt wahrnehmbar, sondern er ist Teil einer ganzen Gruppe von Pixeln, die zusammen ein Detail des Bildes darstellen. Früher hat ein einzelner Pixel wesentlich mehr dargestellt. Ein Auge. Eine Hand. Ein Schnurrbart. Einen Schuh.

Owlboy Videogame

Ein Screenshot des Pixelart-Spieles Owlboy von D-Pad Studio

Man benötigte Fantasie, um nicht nur ein paar Pixel, sondern einen ganzen Charakter zu sehen, vielleicht sogar dessen Attitüde oder Stimmung hineinzuinterpretieren. Ich glaube, diese Art der Pixelgrafik stimuliert die Fantasie während des Spielens, was einen ganz eigenen Genuss bedeutet — und der Grund sein könnte, warum auch zeitgenössische Spieleentwickler immer noch auf Pixelgrafik setzen.

zeitlos in 16-Bit

Ich will mit diesem Artikel nicht auf einer Nostalgie herumreiten, die manchem vielleicht sogar vollkommen fremd ist. Ich muss gestehen, dass auch ich bei Weitem kein absoluter Fanboy von alten Mame, Commodore, Sega, NES oder SNES Spielen bin. Viele davon sind schlecht. Repetitiv. Langatmig. Oftmals sauschwer und ohne moderne Speicherstände, die ein Emulator zum Glück bietet, extrem frustrierend.

Aber es gibt Ausnahmen. Hier trennt sich die Spreu vom Weizen. In gleicher Art wurden über die Jahrzehnte Autoren, Komponisten, Maler und Dichter neu bewertet. Man erkennt das Genie eines Werkes eben auch daran, ob es die Zeit übersteht.

Anbernic 350M

Chinesische Hersteller produzieren seit Jahren kleine Handhelds, die alte Konsolenspiele emulieren können. Inzwischen sind die Geräte richtig gut geworden.

Super Mario Bros. Tetris. Chrono Trigger. Earthworm Jim. Ghouls 'n Ghosts. Zelda. Bust-A-Move. Goof Troop. Secret of Mana. TMNT. Lost Vikings. Und noch viele andere. Diese spiele ich gerne hin und wieder auf meinem kleinen Anbernic RG350M, auf dem sogar DOOM läuft (naja, worauf läuft DOOM eigentlich nicht). Und manchmal habe ich Glück und entdecke ein ganz neues altes Spiel, das großartig ist.

Spielt ihr noch alte Spiele aus der 16-Bit-Ära? Welches sind Eure Favoriten? Frage für einen Freund :D

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...auf meinem Blog. Hier schreibe ich über mein kreatives Schaffen, philosophiere über das Leben und rege mich gelegentlich auch über gesellschaftliche Zustände auf.
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