Als ich vor vier Jahren begann, mir die Welt Alendia auszudenken, habe ich wenig auf Rollenbilder geachtet. Fantasy-Welten sind Konstrukte, die viel aus dem europäischen Mittelalter übernehmen, eine romantisierte Gesellschaftsstruktur, in der zum Beispiel die Verbundenheit mit der Natur vollkommen ist und moderne Probleme wie Umweltverschmutzung, Globalisierung, Industrialisierung sowie Technisierung keine Rolle spielen.
Hierarchien, die dank Aufklärung in der heutigen Gesellschaft (meist!) keine Rolle mehr spielen, werden gerne zelebriert, allerdings mit einer modernen Sicht auf Ungerechtigkeit zwischen den Ständen - der Adel wird stilisiert dargestellt und die Lösung ist allzu oft nicht die Zerstörung der Hierarchie, sondern das Ersetzen des bösen Machthabers mit einem fairen, guten König. Aragorn lässt grüßen.
Mittelalterliche Rollenbilder
Natürlich werden in diesen Fantasy-Welten, die ein mittelalterliches Weltbild erzählen, oftmals auch die damaligen Rollenbilder übernommen. Wer kennt nicht die stereotypen Zeichnungen von muskelbepackten Schwertschwingern und ihren zierlichen, spärlich bekleideten und stets wohlgeformten Begleiterinnen. Und es ist gar nicht so einfach, diese Stereotypen komplett abzulegen, wie ich während meiner Arbeit an Alendia feststellen musste.
Damit das klar ist: Mir geht es nicht um starke Frauenbilder (die ja inzwischen ein eigener netflix-Tag sind) - die findet man recht häufig im Fantasy-Bereich. Die Stärke der Frau ist jedoch meist auch Zentrum der Charakter-Entwicklung, und die Emanzipation wird damit selbst zur Geschichte. Es ist zwar schön, wenn man eine weibliche Hauptrolle beschreibt, die es schafft, sich erfolgreich gegen ein Patriarchat zu stellen, aber in diesen Fällen werden die Charaktere fast immer als Ausnahmeerscheinung gezeichnet.
Nicht zuletzt passiert es häufig, dass weibliche Figuren einfach mit männlichen Attributen (Stärke, Waffenskill - Heavy Metal F.A.K.K., Lara Croft) ausgestattet werden, was wiederum eine überzogene Sexualisierung mit sich bringt, um das Weibliche der Figur herauszustellen. In meinen Augen ist das kein echtes starkes Frauenbild.
Patriarchat is King
Das Problem liegt vielmehr darin, dass Fantasy-Literatur trotz aller feministischer Strömungen der letzten Jahrezehnte weiter an einem Patriarchat festhält, welches sich inzwischen gerne mit einer extra angelegten starken Frauenrolle als modern präsentieren will. Klassische Rollenbilder sind scheinbar unabwendbar mit Fantasy-Literatur verknüpft.
Werfen wir einen kurzen Blick auf Harry Potter, geschrieben von einer Autorin, die sich in der Öffentlichkeit selbst als Feministin präsentiert: Der Protagonist ist männlich. Die einflussreichsten Bezugspersonen (seine Mutter einmal ausgenommen) sind männlich: Sirius Black, Remus Lupin, Dumbledore, Haggrid, und ja, sogar Dobby ist männlich.
Es gibt durchaus starke Frauen, doch meist sind diese einem Mann unterstellt oder, im Falle von Hermine, das Love-Interest. Minerva McGonagall ist von Anfang an Harry-begeistert und Dumbledore-hörig. Beatrix Lestrange und Dolores Umbridge sind beide mächtige Antagonisten, aber unterstehen Voldemort. Molly Weasley geht vollkommen in ihrer Mutterrolle auf und untersteht sozusagen ihrer Familie. Und wenn Frauen wie Molly am Ende gegen Lestrange kämpft, wird sie als die vorhin genannte Ausnahmeerscheinung inszeniert.
Solch typische Rollenbilder der Autorin vorzuwerfen, ist allerdings nicht ganz fair, denn die Leserschaft mag solche Rollenbilder - und wer sein Geld mit Schreiben verdienen will, der muss diese Leserschaft bedienen. Und selbst wer bewusst versucht, klassische Rollenbilder zu vermeiden wird feststellen, dass das gar nicht so einfach ist. Ich habe bei Alendia irgendwann feststellen müssen, dass ich genau in diese Falle getappt war, obwohl ich mit der ersten Legende Aus dem toten Land mit Yona ganz bewusst eine weibliche Protagonistin gewählt hatte, die sich gegen ein Patriarchat durchsetzt.
Sie ist eben eine dieser Ausnahmeerscheinungen. Im Laufe der Zeit habe ich viele Legenden gelesen und festgestellt, dass die überwältigende Mehrheit der Community auf männliche Protagonisten setzt. Obwohl die Mehrheit der Autoren weiblich ist! Ich selbst habe immer wieder in die Legenden eingegriffen, um eine rein männliche Besetzung zu vermeiden. In Geschwisterzauber habe ich Tassilo mit Yona ersetzt, und damit neben den zwei anderen männlichen Hauptcharakteren einen weiblichen hinzugefügt. In Die Zwerge aus dem tiefen Tal habe ich aus dem Anführer der Zwerge eine Anführerin gemacht und Talea als weiteren weiblichen Hauptcharakter eingeführt. In Rankenspiel habe ich den männlichen Hauptcharakter zu einer Nymphe umgeschrieben, in Überfahrt nach Tarand wurde der Kapitän zu einer Frau.
Während dem Lektorat an meiner letzten Legende ist mir das aufgefallen, was ich mit diesem Artikel vermitteln will. Die Tatsache, dass ein weiblicher Kapitän in der Geschichte auftaucht, war für den Lektor eine Anmerkung wert: Ungewöhnlich, im Mittelalter gab es soetwas nicht. Und er hatte natürlich vollkommen recht. Immerhin erzähle ich eine mittelalte Welt mit Fürsten, Leibeigenen und dem ganzen Rattenschwanz.
Das Aussergewöhnliche zur Norm werden lassen
Aber ich habe mich mit Rankenspiel ganz bewusst für folgende Richtlinie entschieden: Wo möglich werde ich eine Welt erzählen, in dem traditionelle Rollenbilder nicht mehr propagiert werden. Ich will eine Welt erschaffen, in der es eben keine Ausnahmeerscheinung ist, wenn Frauen Anführer oder Kapitäne und Männer schwach oder empathisch sind. Und ich meine damit nicht, dass ich darauf gucke, ob gleichviel Frauen wie Männer als starke Charaktere in meinen Geschichten vorkommen, sondern ich verändere die Gesellschaft, die ich erzähle: Die Gesellschaft in meinen Geschichten soll keine traditionellen Rollenbilder haben. Die Menschen zeigen also keine Reaktion bei untypischen Rollenbildern, weil diese für sie normal sind.
Eine gute Fantasy-Trilogie, die es meiner Meinung nach schafft, klassische Rollenbilder zu durchbrechen, ist His Dark Materials von Philip Pullmann. Hierzulande kennt man den ersten Band aus der etwas unglücklichen Verfilmung Der Goldene Kompass.
In Überfahrt nach Tarand stellt niemand fest, wie ungewöhnlich es sei, dass eine Frau Kapitän ist. Agnes Schwarzhand ist aufgrund ihrer herausragenden Führungsqualitäten zum Kapitän geworden und keiner findet das seltsam - weil in meiner Fantasy-Welt eben ein traditionelles Rollenbild (Kapitäne müssen Männer sein) nicht existiert.
Natürlich ist das nicht ganz einfach - der Leser darf aufgrund dieser fehlenden Rollenbilder nicht das Gefühl bekommen, dass die Welt unrealistisch oder unglaubwürdig sei. Mein Ziel ist es, eine Fantasy-Welt zu erschaffen, die ein Ideal umgesetzt hat, das uns noch fehlt: Rollenbilder eliminieren, ohne dabei die feinen charakterlichen Züge, die Frauen und Männer unterscheiden, aus den Augen zu verlieren.
Was haltet ihr von der Entscheidung? Fallen Euch Fantasy-Zyklen ein, bei denen Rollenbilder nicht stereotyp sind?
Im Falle von Harry Potter finde ich manche Vergleich etwas an den Haaren herbei gezogen. Mit den Argumenten könnte man auch behaupten Harry, Hagrid, Lupin, Dobby etc sind Dumbledore unterstellt. Oder Arthur Weasly ist dem Ministerium unterstellt. Ich glaube da findet man immer was. Ich finde z.b Molly ist sehr selbständig und ist (mehr oder weniger) niemanden unterstellt. Aber ich schätze Mal das ist Auslegungssache.
Hermine ist ja viel, aber wenn, dann würde ich Ron zum Love-Interest degradieren. Besonders im Film verblödet sein Charakter zum Comic-Relief. In den Büchern ist das zentrale Trio vor allem erstmal das - ein Trio. Liebeleien spielen gemäß dem Alter der Figuren zunächst keine Rolle. Harry Potter und sein ganzes Universum halte ich für ein SEHR gelungenes Beispiel, Frauen stark zu verkörpern, ohne dabei die innere Logik der Welt auf den Kopf zu stellen.
In der Reihe "Fantastische Tierwesen" ist die oberste Person in der Hierachie der Zauberer und Hexen in Amerika eine Frau. Rowling vermeidet es auch, nur positive Frauen in die Welt zu setzen. LeStrange und Umbridge machen Voldemort als Unsympathinnen echte Konkurrenz, das nenne ich Gleichstellung der Figuren.
Hagrid hat übrigens nur ein g und bei Bellatrix fehlen zwei l.
Bei etablierten Charakteren finde ich allerdings ein zwanghaftes Umändern tatsächlich auch oftmals etwas zu gewollt. Da steht natürlich auch der Wunsch dahinter, eine erfolgreiche Reihe fortsetzen zu können, ohne politisch inkorrekt zu sein. James Bonds Macho-Schellen kamen heutzutage nicht mehr so gut an :D
Zu dem zweiten Teil: Muss eine Haltung dahinter stehen? Da weiß ich, dass es da unterscheidliche Ansichten gibt - gerade von Leuten, die GTA5 oder ähnliches gerne konsumieren wird oftmals vehement gefordert, dass nicht alles moralisch korrekt sein muss etc. Ich denke aber, hier liegt ein Mißverständnis vor.
Ein Charakter kann unmoralisch handeln. Es können unmoralische Dinge erzählt werden. Damit habe ich überhaupt kein Problem. Wichtig ist aber die Meta-Ebene, also die Haltung des Regisseurs, Schriftstellers, Spielemachers. Wer sich hier aus der Verantwortung stehlen will und sagt: Ich will das nur so darstellen, wie es eigentlich war, dann ist das scheinheilig. Denn dabei läuft man sehr stark Gefahr, etwas Unmoralisches zu glorifizieren - und damit gesellschaftlich akzeptabel zu machen. Wir dürfen nie vergessen, dass Geschichten, Filme unsere Gesellschaft indirekt prägen.
Ich merke gerade, dass dieses Thema sehr viel umfangreicher ist - und das eventuell einen eigenen Artikel erfordert :D Dann kann ich das auch anhand von Beispielen besser untermauern und erklären!
Ich selbst bin eine riesige Fantasy liebhaberin ich verliere mich regelmäßig in Büchern oder Hörspielen die in der Fantasy Schiene laufen. Mir ist auch irgendwann mal aufgefallen das es fast immer männliche Hauptcharakter sind muss aber ganz ehrlich gestehen das es mich so gut wie garnicht stört.
In meiner lieblings Buchreihe "Das verlorene Königreich" von Sean Russell finde ich es aber sehr schön gelöst. Die Bücher haben mehrere sehr spannende Handlungsstränge in der bei einem auch eine Frau im Vordergrund steht am Ende spielen alle Handlungen zwar zusammen und der männliche Part wird zum Hauptcharakter aber das in einer sehr angenehmen Weise.
Was mir nur teilweise sehr schwer fällt grade bei weiblichen Hauptcharakter, ist das ich mich dort nicht so fallen lassen kann, ich würde das ja schon fast darauf zurück schieben das ich selbst nicht so wirklich mit anderen Frauen zurecht komme kann aber auch Einbildung sein :)
Schönene Abend und liebe Grüße
Rebecca
Schade finde ich auch, dass wenn man sich als Frau für solche Thematiken interessiert und seine Mitmenschen darauf aufmerksam machen möchte, oft als Feministin oder Emanze abgestempelt wird. (Was zumindest in der Schweiz schon fast ein Schimpfwort oder ein despektierlicher Begriff sein kann) Irgenwie vermittelt so einem die Gesellschaft, dass man überreagiert und man sich doch nicht daran stören sollte...
Entschuldigung das Kommentar ist jetzt leider länger ausgefallen, aber weitere Beispiele sind Narzissa Malfoy, Cho Chang (bücher), Nymphadora Tonks, Fleur Delacour. In meinen Augen starke weibliche Figuren. Sonst ist der Artikel sehr gut geschrieben und hat einen wahren Kern!
Zu dem Zusatz: Macht ist immer etwas sehr Kompliziertes. Ein Öffentliches Amt wird von Menschen bekleidet, die evtl unter dem Machteinfluss einzelner anderer Personen stehen. Alles, was da an Verschwörung, Urban Legend oder Vermutungen angestellt wird, begeht fast immer den Fehler der Verallgemeinerung. Sprich: "das letzte Wort hat Mutti" mag in ein paar Fällen tatsächlich so sein, aber bei Weitem nicht bei allen :D
Nur so viel "Trotzdem gibt es bestimmte Eigenschaften, die eben statistisch gesehen eher mit Frauen oder Männern verbunden sind. " Diese Statistik muss nicht von der Biologie bestimmt sein, sondern kann erhebliche Anteile von gesellschaftlichen Konventionen enthalten. Ich denke Menschen sollten sich nach ihren Stärken entwickeln und nicht nach ihrem Geschlecht. Dieses "bipolare" ist viel langweiliger als die Facetten, die einige Menschen interessanter Weise aufbieten. So long ... :)
Wie Du Alendia erschaffst gefällt mir gut. Auch wie die Charaktere sich entwickeln - alles glaubwürdig und nachvollziehbar. Mir ist schon positiv aufgefallen, dass es viele Heldinnen und Anführerinnen gibt. Ich war zunächst überrascht und gleichzeitig hat es mich gefreut. Da merkte ich, wie man doch in so einem allgemeinen Denkmuster hängt - weil man es aus Film und Fernsehen so kennt ... und manchmal leider nicht hinterfragt.
Am besten finde ich bisher die Zwergenhauptfrau. Sie ist schon zu Beginn stark und eine gute Führerin, zweifelt jedoch an sich selbst und am Ende wächst sie über sich hinaus - echt gut geschrieben und beschrieben.
Ich finde es super, dass Du Dir so viele Gedanken machst und uns daran teilhaben lässt.
Also dann weiterhin viel Freude am Schreiben, Diskutieren und Geschichten ausdenken.
In Game of Thrones, obwohl deutlich düsterer und mit körperlicher und auch sexueller Gewalt vielleicht überladen, wimmelt es für meine Begriffe nur so von starken Frauen. Die einen sind starke Mütter, die anderen gute Kämpfer, die nächsten unvergleichliche Intrigantinnen, die im Lügenspiel mithalten können. Sie nutzen ihre Fähigkeiten als Waffe, sei es nun ihr weiblicher Reiz oder ihr ungewöhnlich männlicher Körperbau. Ihre Fähigkeiten sind nachvollziebar, obwohl sie dem in der Welt üblichen Patriarchat widersprechen. Es sind Ausnahmen (die du ja vermeiden möchtest) oder Kriegerinnen mit den Waffen einer Frau - ihrem Körper und Mundwerk oder eben magischen Fähigkeiten.
Der Held/die Heldin in den meisten Abenteuergeschichten hat eine besondere Fähigkeit und ist eine Ausnahme in irgendeiner Art. Frauen in einer Welt, die nach dem Bauchgefühl ein Patriarchat haben müsste, dann ohne Erklärung als gleichrangig darzustellen, ist schwierig.
Ich habe in zwei Legenden eine Frau als Protagonistin. Ich nutze sie als Beispiel, nicht weil ich sie so toll finde, sondern weil ich da genau weiß, wie ich die Figuren aufgebaut habe.
Die eine ist eine verbitterte Oma am Stock, die eine matriarchale Position in ihrer sozialen Gemeinschaft einnimmt und die andere ist eine eher wenig sozial begabte Einzelgängerin, die lieber ihre Zeit mit Tieren verbringt als mit Menschen. Eine ist magisch begabt, betrachtet es aber nicht als etwas Gutes. Es ist einfach da und es kann sie schlussendlich auch nicht retten. Beide sind keine Schönheiten, beide sind kein Love-Interests. Beide zeichnen sich auch nicht durch klassisch männliche Attribute aus. Insofern, glaube ich, können sie dem von dir vorgeschlagenen Rollenbild entsprechen, das in erster Linie nicht auf Klischees basiert und Ebenbürtigkeit ausstrahlt. Es sind aber beide keine Hauptcharaktere aus deinem Ensemble und können es nach meinem Geschichtenverlauf auch nicht werden, weil sie zu einem hohem Maß auserzählt sind. Beide sind auch keine typischen Identifikationfiguren für Leser oder Leserinnen.
Eine Frau in einer mittelalterlichen Welt als Hauptfigur zu positionieren, sie in Machtpositionen unterbringen und keine Erklärung dafür liefern? Schwierig, das für eine Hauptfigur glaubhaft zu begründen. Der Bogen für Talea oder Katniss scheint ein guter Mittelweg, weil er neben Kraft auch Genauigkeit verlangt. Tauriel (Hobbit, wenn auch eine sonst überaus mäßige Figur) und Susann aus den Narnia-Filmen haben auch einen Bogen bekommen, genau wie Lara Croft. Frauen in anderen Waffengattungen gewinnen zu lassen, die ohne Schießpulver und Magie auskommen, halte ich für schwierig. Sind dann Frauen immer durch Intelligenz an ihre Position gekommen, macht das die männlichen Figuren um sie herum oft unabsichtlich dumm. Es ist wirklich eine besondere Herausforderung...
Ich glaube, dass neben Talea und Yona, die beide jung sind, vielleicht noch eine dritte weibliche Person Sinn macht, die aber etwas älter ist. Tassilo ist in seiner Altergruppe doch reichlich einsam.
Ich bin gespannt, wie du das weiter umsetzt.
Aber warum eigentlich? Warum kann man magische Energieströme aus einem Mond, übernatürliche Fähigkeiten und kleinere Anachronismen akzeptieren, nicht aber eine gesellschaftliche Umstrukturierung zwischen den Geschlechtern? Warum wird es unglaubwürdig, wenn man eine Welt erzählt, in denen nicht ein Geschlecht das andere unterdrückt?
Tatsächlich spielte sie Muskelkraft auch im Mittelalter nicht mehr die tragende Rolle. Viel mehr Einfluss auf die Unterdrückung der Frau hatten gesellschaftliche Normen und Gesetze, wie sie zum Beispiel von der Kirche aufgestellt wurden. Vergewaltigung, Nötigung, körperliche Misshandlung waren auch im Mittelalter Verbrechen. Viel wichtiger als die Muskelkraft eines Einzelnen war die Zugehörigkeit zu einer stärkeren Gemeinschaft.
Denken wir uns also mal die Kirche und die damit einhergehenden Konsequenzen weg und verlassen ein etwas stilisiertes Fantasy-Mittelalter, in dem reine Muskelkraft von Helden ganze Gesellschaften verändern kann, dann ist man gar nicht mehr so weit von Alendia entfernt. In heidnischen skandinavischen Gemeinschaften zum Beispiel hatte die Frau eine wesentlich stärkere Stellung inne, als im zentraleuropäischen (oftmals christlichen) Gebieten.
Ich finde also eine Fantasy-Welt durchaus machbar, die technologisch im Mittelalter angesetzt ist, aber durchaus progressivere gesellschaftliche Strukturen aufweisen kann (in der Muskelkraft nicht mehr automatisch an die Spitze der Hierarchie führt) - es ist allerdings nicht das, was man gemeinhin als Fantasy kennt, das gebe ich zu.
Und ja, Du hast recht in Bezug auf den Konterpart zu Tassilo :D Das sollte vielleicht ein Ziel für Staffel zwei sein :)
Aber ich denke, Fantasy/Phantastik bedient sich eben oft bei historischen Vorbildern oder lässt sich von diesen inspirieren. Wenn man dann etwas fundamental anders macht, kann das funktionieren, es ist aber schwer, weil viele halt intuitiv was anderes erwarten. Aber wer nix wagt, hat schon verloren.